Zur Übersicht 1999

Bahnunglück in Harburg am  29.Januar.1999

 

Einsatzbericht:
Einsatzdauer:3 Stunden
Fahrzeuge:LF16
LF8
MZF
Einsatzkräfte:18 Mann
Weitere Wehren:FF Landau

 

74jähriger Harburger blieb mit seinem Fiat 126 mitten auf den Gleisen stehen

Rentner von Personenzug erfaßt und getötet

Auto in zwei Teile zerfetzt – Zug kam nach 600 Metern zum Stehen – Blendete ihn die Sonne?

Harburg. (es) Bei einem offenbar besonders tragischen Unfall ist gestern Vormittag der 74jährige Rentner Leonhard R. aus Harburg in seinem Auto am beschrankten Bahnübergang Harburg von einem Personenzug erfaßt und getötet worden. Das völlig zerfetzte Auto, ein Fiat 126, ist durch den Aufprall in zwei Hälften zerrissen worden. Die Landauer Polizei und der Bundesgrenzschutz vermuten, daß der 74jähiige durch die Sonne geblendet worden war und geglaubt hatte, daß er vor ,der ersten Halbschranke stehe: In Wirklichkeit stand er, eingekeilt zwischen den beiden Halbschranken, mitten auf den Gleisen und hätte noch genügend Zeit gehabt, sich aus dem Auto zu retten.
Wie die Landauer Polizei mitgeteilt hat, haben Augenzeugen aus weiterer Entfernung beobachtet, daß die beiden Halbschranken geschlossen waren an dem als gefährlich bekannten Bahnübergang auf der Verbindungsstraße Harburg-Peigen. Auch das rote Warnlicht habe geblinkt.
Polizei und Bundesgrenzschutz gehen nach den ersten Ermittlungen daher davon aus, dass der 74jährige die lebensgefährliche Situation nicht erkannt hat, in der er sich befunden hat. Wie Helmut Deischl, der Pressesprecher der Bundesgrenzschutzinspektion Regensburg, gegenüber der LZ ausführte, ist der 74jährige offenbar von dem gleißenden Sonnenlicht geblendet worden. Leonhard R., der mit seinem auf 25 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit gedrosselten Fiat 126 aus Richtung Peigen nach Harburg zurückfahren wollte, hat sich nach den Vermutungen der Beamten mit seinem Auto gerade auf den Schienen befunden, als sich die Halbschranken senkten. Der alte Mann habe dann, so Deischl, wahrscheinlich angenommen, daß sein Auto vor der ersten Schranke zum Stehen gekommen sei.
In Wahrheit hätte der 74jährige noch genügend Zeit gehabt, um sein Auto zu verlassen und sich zu retten. Aus Richtung München brauste ein doppelstöckiger Interregio-Zug mit schätzungsweise 120 Stundenkilometer heran und erfaßte das kleine Auto, Obwohl der Lokführer augenblicklich die Notbremse gezogen hat, als er das Auto auf den Schienen stehen sah, hatte zu diesem Zeitpunkt nie mand mehr eine Chance, die Katastrophe zu verhindern. Der 74jährige war sofort tot; bei dem Zusammenprall ist der Rentner regelrecht enthauptet worden, seine Leiche ist neben dem Bahnübergang in die Böschung geschleudert worden.
Die vordere Hälfte des Fiat blieb gleich neben dem Bahnübergang in der Böschung liegen. Das Heckteil des kleinen Wagens und einige andere Reste des in der Mitte auseinandergerissenen Autos sind vom Zug mitgeschleift worden auf seiner mehrere hundert Meter langen Bremsstrecke. Nach Angaben von Polizeibeamten ist der Zug rund 600 Meter nach dem Bahnübergang zum Stehen gekommen. An der Lokomotive des Schnellzugs waren Elektronikteile dermaßen beschädigt, daß er nicht mehr funktionstüchtig war.
Die Fahrgäste aus dem Zug machten sich zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof Landau, von wo aus sie ihre Reise mit einem Ersatzzug fortsetzen konnten. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn-AG in München auf Anfrage der LZ erklärte, war die Bahnstrecke München-Plattling rund zweieinhalb Stunden gesperrt; der Nahverkehrszug habe nach Dingolfing abgeschleppt werden müssen.

Quelle: Landauer Zeitung
Schwazweissfotos: Hofner/Söttner