Unwetter über unserem Landkreis am 18.Mai.1997
Einsatzbericht: | |
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Einsatzdauer: | 2 Tage |
Fahrzeuge: | LF16 LF8 MZF |
Einsatzkräfte: | 47 Mann |
Weitere Wehren: | --- |
Regenfälle von noch nie dagewesenen Ausmaßen prasselten am späten Nachmittag über Pilsting, Landau und Mamming nieder. Bubach erwischte es durch seine Hanglage besonders. In der Schulsiedlung waren Straßen bis zu einem halben Meter unter Wasser. Die Wehren Pilsting, Waibling, Ganacker, Trieching, Haidenkofen und Goßköllnbach waren in Pilsting bis in die Morgenstunden im Einsatz. Wir waren sogar zwei Tage in Aktion. Wir pumpten insgesamt 19 Keller aus. Wir waren mit allen 3 Fahrzeugen im Einsatz. Von 47 Mann wurden über 300 Einsatzstunden geleistet. So mancher Feuerwehrmann erlebte am ende des ersten Tages eine Überraschung als er nach Hause kam und selbst einen überfluteten Keller vorfand. Da dieses Unwetter am Pfingstwochenende war, mussten an den Folgetagen noch so mancher Keller ausgepumpt werden da die Hauseigner im Urlaub waren.
Von diesen Einsätzen haben wir keine eigenen Bilder. Die Bilder (weiter unten) stammen aus Zeitungen unserer Gegend, um das Ausmaß der Schäden zu zeigen. Am schlimmsten waren die Schäden jedoch in anderen Orten der Region wie Mamming, Bubach, Bachhausen, Landau …
Landauer Zeitung vom 20.Mai.1997:
Naturkatastrophe am Pfingstsonntag
Sintflut mit Hagel richtete ungeheure Schäden in Mamming, Bubach und Bachhausen an. Feuerwehren mit mehreren hundert Mann im Einsatz
M a m m i n g. Während der Altlandkreis einem, friedlichen Pfingstsonntag abend entgegensah, brach über Mamming, Bubach und Bachhausen eine Naturkatastrophe bislang nicht gekannten Ausmaßes herein. Eine Sintflut mit Hagel ließ binnen Minuten die Bäche über ihre Ufer treten, Schlamm-Massen walzten sich in die Dörfer, Geröll-Lawinen lösten sich. Häuser und Anwesen wurden überschwemmt, Autos wurden fortgerissen, Tiere ertranken: Rund 15 Feuerwehren waren mit mehreren hundert Mann die ganze Nacht und auch am Pfingstmontag im Einsatz, um Wasser und Schlamm zu beseitigen. Die Schäden gehen in Millionenhöhe, manche Familien stehen am Abgrund ihrer Existenz.
Ein Bild der Zerstörung bieten Bubach und Bachhausen und auch Mamming hatte es bös erwischt. Ein im Altlandkreis auf genau diesen Bereich begrenztes Unwetter ungeheuren Ausmaßes ging hier am Pfingstsonntag nach 19 Uhr nieder. Quasi ohne Vorankündigung brach die Katastrophe herein, die Bürger konnten nicht mehr reagieren. Die Sintflut mit Hagelkörnern, die eineinhalb Zentimeter groß waren, verwandelte Mamming, Bubach und Bachhausen in ein Katastrophengebiet. Binnen Minuten standen Keller unter Wasser, Wassermassen suchten ihren Weg sogar bis in’s Erdgeschoß, dazu kamen Schlamm- und Geröllmassen, die alles überschwemmten. Die Isarbrücke stand im Wasser, Bäche traten über ihre Ufer – in Bubach war das Wasser einen Meter hoch auf der Straße! Das Wasser in Kombination mit Schlamm und Geröll wälzte alles nieder, richtete in kürzester Zeit ungeheure Schäden an. Gleichzeitig fiel der Strom aus, auch hier hatte das Unwetter seinen Tribut gefordert.
Die einheimischen Feuerwehren wurden alarmiert. Nachdem man sich über das Ausmaß der Schäden klar war, wurden weitere Wehren der Umgebung alarmiert, rund 15 Wehren mit über 250 Mann waren die ganze Nacht im Einsatz. Sie pumpten Keller (es waren mehrere hundert Keller überschwemmt!) leer, sperrten überflutete Straßenteile, beseitigten Schlamm und Geröll, bauten Ölsperren auf. Vor Ort und maßgeblich an der Organisation des Großeinsatzes beteiligt waren außer den Kommandanten der Wehren Mamming und Bubach, KBR Thalhammer, KBI Weinzierl und KBM Gillig.
In Bubach und Bachhausen waren Autos zerstört worden, die Anwesen standen meterhoch unter Wasser und Schlamm, Schweine, Kälber und Schafen (insgesamt rund 60 Tiere) ertranken in den Fluten und wurden fortgeschwemmt, ausgelaufenes Öl mischte sich mit dem Wasser. Die betroffenen Familien, besonders in Bubach und Bachhausen, waren am Rand der Verzweiflung, ihre Häuser wurden zum Teil einschließlich Erdgeschoß völlig verwüstet, sind nicht mehr bewohnbar.
In Mamming wurde eine Familie gesucht, deren Weg zum Haus über eine kleine Brücke führt, die Brücke war weggeschwemmt worden, doch die Familie hatte sich zu einem Nachbarn geflüchtet und konnte dort auch über Nacht bleiben. Solche und andere persönliche Schicksale spiegelten in der Pfingstnacht und auch am Montag noch das Ausmaß der Katastrophe wieder. Doch alle packten an, Nachbarn, Freunde, Verwandte – alle halfen sich gegenseitig. Auch die Bauern halfen mit ihren Güllefässern die ganze Zeit mit, das weggepumpte Wasser abzutransportieren. Doch die Aufräumarbeiten werden noch lange dauern. Vor allem Bubach und Bachhausen. sind Bilder der Zerstörung. „Wir haben uns alles mühsam erspart – jetzt ist alles kaputt, sagte eine betroffene Frau mit tränenerstickter Stimme und auch so mancher Mann konnte angesichts der Katastrophe seine Gefühle nicht mehr im Zaum halten.
Die Polizei war am Pfingstsonntag und – montag natürlich auch im Katastrophengebiet im Einsatz, Polizeichef Franz Lehner informierte sich über den Ernst der Lage und stellte Beamten ab, vor allem um die Verbindungsstraßen und die betroffenen Gebiete von Schaulustigen, freizuhalten.
Natürlich ebenfalls vor Ort: Bürgermeister Georg Eberl, der sich vom Ausmaß der Katastrophe, die seine Gemeinde heimgesucht hatte, überzeugte und sowohl in der Nacht wie auch ab Montag morgen in den betroffenen Gebieten war, den Familien Mut zusprach und bei den Aufräumarbeiten mittat. Landrat Heinrich Trapp war ebenso schon in der Nacht und auch am Pfingstmontag vor Ort und versprach den besonders betroffenen Familien, sich dafür einzusetzen, daß ihnen auch finanziell geholfen werden kann.
Von der Sintflut betroffen war zudem der Landauer Raum, dort waren Straßen überflutet bzw. unterspült worden und mußten bis auf weiteres gesperrt werden.
D. Kreuzer-Kuttenhofer
Landauer Zeitung vom 23.Mai.1997
Im Inspektionsbereich Landau:
Wehren Leisteten 274 Hochwassereinsätze
Bürgermeister dankten: Viel zur Schadensbegrenzung beigetragen
L a n d a u. Das katastrophale Unwetter am Pfingstsonntag verlangte von den Feuerwehren besonderen Einsatz. Zu einer ersten Bilanz trafen sich am Mittwoch die Kommandanten der Feuerwehren und die Einsatzleitung in der Feuerwache. KBI Dionys Härtl konnte dazu besonders den Landauer Bürgermeister Dr. Helmut Steininger, den Pilstinger Bürgermeister Josef Maierhofer und den Wallersdorfer Bürgermeister Helmut Wimmer begrüßen.
Anschließend erläuterte er die Einsätze der Landauer Feuerwehren und die der Nachbargemeinden und betonte dabei ihre große unermüdliche Leistung. In den Vordergrund stellte er die gelungene Zusammenarbeit. Außerdem hob er die gute Arbeit der Nachalarmierungsstelle hervor, die an drei Telefonen ununterbrochen Anrufe entgegennahm. Zum Schluß seiner Ausführungen stellte er das Motto der Feuerwehren: „Schnelle Hilfe für jeden“ in den Mittelpunkt, das sich an diesem Tag besonders bewährte.
Viel Technik eingesetzt
Nach dem KBI informierte der 1. Kommandant Alois Streifeneder der FFW Landau über die eingesetzten Gerätschaften. Auch er bedankte sich bei allen Feuerwehrleuten für den großen Einsatz. Es waren insgesamt 18 Trag kraftspritzen eingesetzt. Außerdem wurden in Landau elf Tauchpumpen und acht Wassersauger benötigt, sowie jeweils einer in Thalham und Niederhöcking. In diesem Zusammenhang bedankte sich Streifeneder bei der Fa. BMW, die fünf Tauchpumpen und vier Wassersauger zur Verfügung stellte. Insgesamt wurde in Landau Material in Höhe von 115 000 Mark eingesetzt. Dann berichtete KBM Josef Hopfenspirger über die Tätigkeiten der Pilstinger Feuerwehr. Diese wurde an den beiden Pfingsttagen mit 40 Einsätzen belastet. Vier Tauchpumpen und zwei Wassersauger wurden verwendet. Als die Kanalisation den Wasserablauf nicht mehr schaffte, kamen 14 Güllefässer zum Einsatz, mit denen 1500 Kubikmeter Wasser abgefahren wurden. Insgesamt gesehen verlief der Einsatz in Pilsting positiv. Für den Wallersdorfer Bereich informierte KBM Josef Kramhöller. In Wallersdorf konnte alles bei den Einsätzen im Rahmen gehalten werden, da der Niederschlag dort etwas niedriger war. Es wurden einige Keller ausgepumpt und zu einem Einsatz kam es nach einem Blitzschlag.
Nach den Tätigkeitsberichten der Feuerwehren sprach Bürgermeister Dr. Helmut Steininger. Er bezeichnete die Unwetterkatastrophe als die schwerste seit Jahrzehnten in der Landauer Region, die verheerende Schäden anrichtete. Die schwere Aufgabe, alles in Ordnung zu bringen, stehe erst noch an. Besonders betonte er, daß ohne die große Leistung und die schnelle Hilfe der Feuerwehren noch viel mehr Schaden angerichtet worden wäre. Zu verstehen sei auch, daß bei derartigen Fluten Soforthilfe bei jedermann nicht möglich ist. Er bedankte sich im Namen aller Betroffenen für die vielen Stunden Hilfe und besonders bei den Feuerwehrleuten, die ihr eigenes Heim während des großen Unwetters verließen, um anderen Hilfe zu leisten. Zudem betonte er die Wichtigkeit aller Ortsfeuerwehren bei solchen Einsätzen. Der Stadtrat werde in Verbindung mit den Feuerwehrkommandanten auch darüber nachdenken, was diesbezüglich noch verbessert werden könnte. Abschließend bedankte er sich bei den Feuerwehren Eichendorf und Simbach wegen der Nachbarschaftshilfe.
Der Pilstinger Bürgermeister Maierhofer erläuterte, daß durch das viele Hügelland in der Gemeinde der Schaden nicht allzu groß sei. Trotzdem, zeigte die Katastrophenlage an den Pfingsttagen die Notwendigkeit der Feuerwehren auf. Auch er würdigte die großen und freiwilligen Arbeiten und den anerkennungswürdigen Einsatz, der bei den Bürgern ankomme. Ebenfalls wurde die Nachbarschaftshilfe von ihm angesprochen, die wichtig sei, um schwierige Dinge in den Griff zu bekommen. Er bezeichnete die Feuerwehrtätigkeit als Dienst am Nächsten und er dankte allen für ihren Einsatz. Der Wallersdorfer Bürgermeister Helmut Wimmer schloß sich den Dankesworten an. Die Wallersdorfer Gegend war von dem Unwetter zwar nicht so stark betroffen, aber die Wichtigkeit der Ortsfeuerwehren stehe außer Zweifel.
Kritik an Schaulustigen
Der Leiter der Nachalarmierungsstelle, Alfons Hallschmid, informierte über die Einsätze, Einsatzkräfte und Einsatzstunden im Inspektionsbereich Landau (siehe Kasten). KBI Härtl betonte in seinen Schlußworten die Notwendigkeit der Ortsfeuerwehren. Er rief die Kommandanten zu Verbesserungsvorschlägen auf. Dabei wurden die neu zu beschaffenen Schutzanzüge angesprochen. Das soll in gewissen Zeitabständen durchgeführt werden, da eine einmalige große finanzielle Belastung derzeit nicht möglich ist. Es kamen auch Wortmeldungen wegen der vielen neugierigen Zuschauer bei den Hilfsarbeiten. Ein Kommandant konnte dazu berichten, daß ein Pkw so nahe heranfuhr, daß er selbst in den angeschwemmten Erdmassen stecken blieb und dies die Hilfsarbeiten zusätzlich erschwerte. Alle waren sich darüber einig, daß die Feuerwehren gerne geholfen haben und den Schaden des Unwetters einigermaßen beschränken konnten. Abschließend informierte Bürgermeister Dr. Steininger noch über die Abfuhr des durch das Unwetter entstandenen Sperrmülls und teilte mit, daß als Hilfe für die Geschädigten Spendenkontos vom Landratsamt, vom Bauernverband und von der Caritas eingeführt wurden.